🕉 ooooomm. Borobudur – Vom größten buddhistischen Tempel der Welt und meinen kleinen Versuchen loszulassen

Oooommm. Gerade hatte ich einen ellenlangen Text über meine Faszination vom Borobudur-Tempel, die Religionsfrage im überwiegend muslimisch geprägten Indonesien im Allgemeinen und die Bedeutung der einzelnen Stufen des buddhistischen Tempels im Besonderen geschrieben. Der Text ist jetzt weg… Das Blog-Programm spinnt.

Und ich versuche, es als buddhistische Übung zu sehen. Einatmen, ausatmen, Anhaftungen loslassen. Oder, wie meine Mutter früher sagte: „Häng Dein Herz nicht an die Dinge“. Ich schreibe: Und an Deine Texte auch nicht. Ooom.

Und ziehe los, um mir einen Sarong zu kaufen… Ach je, der Weg bis zum ‚Erwachen‘ ist halt weit.

Der Borobudur im Morgengrauen noch aus der Ferne:

Schon etwas näher:

Die erste Terrasse versinnbildlicht Kamadhatu — die unterste Stufe der Wirklichkeit: Sphäre der Wünsche, des Leidens und der Leidenschaften und damit von „Monkey-Mind“:

… den Gedanken, die in diesem Zustand unkontrolliert und wild wie eine Affenhorde durch unser Bewusstsein rasen. Diese Genossen sind mir vertraut.

Auf den nächsthöheren vier Terrassen, die Buddhist*innen aus aller Welt in einer Gehmeditation im Uhrzeigersinn umrunden, zeigen die Reliefs dann am Beispiel des Lebens von Siddharta, dem späteren Buddha, die Sphäre der physischen Existenz, in der aber bereits die Suche nach dem tieferen Sinn des Lebens begonnen hat. Rupadhatu wird diese Welt genannt.

In allen vier Himmelsrichtungen sitzen unzählige Buddhafiguren mit je nach Himmelsrichtungen unterschiedlichen Handhaltungen (Mudras).

Hier seht Ihr den „erleuchteten Buddha“, der die Hände mit den Handflächen nach oben ineinander legt. Das ist das „Dhyāna Mudrā“ der Meditation.

Nach Osten hin gewandt halten die Buddhafiguren die Hände im „Bhūmisparśa Mudrā“: die linke Hand liegt mit der Handfläche nach oben im Schoß, mit seiner nach unten gewandten rechten Handfläche ruft er den Geist der Erde (Mara) an, um seinen Sieg über die schlechten Geister sowie seine innere Stärke zu bezeugen:

Das „Abhaya Mudrā“ zeigen die Buddhas im nördlichen Quadranten. Jeweils die rechte emporgehobene Hand zeigt mit der Handfläche nach außen die Geste der Furchtlosigkeit und des Schutzes:

Das „Varada Mudrā“ kennzeichnet die Buddhas im südlichen Quadranten. Hier ruht jeweils die rechte Hand auf dem rechten Knie, die offene Handfläche nach oben. Das ist die Geste der Wunschgewährung und des Mitgefühls:

Die drei Etagen der obersten Terrasse versinnbildlichen die nächsthöhere Welt „Arupadhat“, die Sphäre der Formlosigkeit und der völligen Vergeistigung. Hier werden die Buddhastatuen vor unseren bildersüchtigen Blicken durch Stupas verborgen. aber durch die kleinen Löcher in den Stupas kann man die Statuen doch noch erspähen. Und zwei sind dann für uns Bildabhängige auch noch von ihren Stupas befreit… ob das so geplant war oder ob das ein Zugeständnis an den Tourismus ist?

Diese verborgenen Buddhas zeigen das „Vitarka Mudrā“. Diese Geste der kreisförmig gebogenen Finger der rechten Hand zeigt, dass derjenige Belehrungen mit einem ehrlichen und reinen Herzen gibt. Es ist die Geste der Lehre und Unterweisung.

Den Gipfel des Tempels bildet ein geschlossener Stupa, der leer ist. Hier ist kein Abbild, kein Buddha mehr nötig.

Kennt Ihr das Buch von Andreas Altmann „Triffst Du Buddha, töte ihn. Ein Selbstversuch“? Ich habe es in der letzten Woche gern gelesen. Darin findet sich folgende Passage:

„Vor vielen Jahren hörte ich in Indien zum ersten Mal den Satz: »Triffst du Buddha auf der Straße, dann töte ihn!« Es dauerte eine Weile, bis ich jemanden fand, der ihn mir erklären konnte: Buddha soll dir Hebamme sein, Guru und Mentor. Um das in dir schlummernde Potential zu wecken, es zur Welt zu bringen. Aber wenn es geweckt ist, dann musst du dich verabschieden, ihn von dir weisen, ihn »töten«. Selbstverständlich nicht durch einen mörderischen Akt (wie auch?), sondern mit der symbolischen Geste eines definitiven Abschieds. Jetzt muss, jetzt will der Schüler ohne Krücken leben, ohne Hilfestellung, ohne »Eltern«. In seinem letzten Diskurs hätte es Goenka unausweichlicher nicht formulieren können: »Der spirituelle Lehrer ist nur Wegweiser. Du musst dein eigener Meister werden.«“

Ich weiß noch zu wenig über den Buddhismus, bin anders sozialisiert, habe einen anderen philosophischen Hintergrund und bleibe weiterhin vermeintlich individualistisch skeptisch. Sollte das aber ein buddhistischer Grundsatz sein, dann kann ich ihm — so schwer es auch sein mag, „ohne Krücken“ zu leben — etwas abgewinnen. Nicht, dass ich hier noch „religiös musikalisch“ werde.

P.S.: Schaut Euch diese Beinhaltung an!

Ich bewundere jeden Tag, wie die Menschen hier im Schneider- oder gar im Lotussitz stundenlang lässig und elegant auf dem Boden sitzen können. Zum Essen, Kaffeetrinken, Beten, wann immer.

Meine Hüfte knirscht bei diesem Sitz auch nach über 15 Jahren Yoga noch. Aber ich übe. Jeden Tag. Das tut mir gut.