TextpassAGEn: Statt Weihnachtsgeschichte. Das Khatthana Kumara Jakata, eine buddhistische Erzählung über eine alte Frau, die den Bodhisattva wiedergebar

Die Khatthana Kumara Jakata-Geschichte ist als Wandmalerei im Wat Phumin, einem berühmten buddhistischen Tempel aus dem 16. Jh., abgebildet. Er steht in der wunderschönen kleinen Stadt Nan im Norden Thailands.

Eingang zum Wat Phumin in Nan, Thailand

Wie ein riesiges Wimmelbild erzählen die im 19. Jh. entstandenen Wandmalereien des Tai-Lue-Künstlers Noi Buaphan die Geschichte einer alten Witwe, die in Sri Saket lebte. Sie war dort eine Amme im königlichen Palast. Ihre Mitmenschen liebten sie, weil sie so wohltätig war. Sie kümmerte sich um die Weitergabe des Kunsthandwerks und brachte den Mädchen der Stadt das Weben bei.

Da sie so freundlich war und so vielen Menschen half, wollten ihr die Nachbarn etwas Gutes tun. Sie schenkten ihr ein Reisfeld und halfen ihr, Reis anzubauen. Von nun an verbrachte die Witwe jeden Tag Zeit auf ihrem Feld.

Auch Gott Indra erkannte, dass die alte Frau zahlreiche Verdienste hatte, und ermutigte den Bodhisattva zu einer menschlichen Wiedergeburt. Dazu verwandelte sich Gott Indra in einen weißen Elefanten. Mit seinem schweren Elefantenfuß trat er auf das Feld der alten Frau und hinterließ einen großen Fußstapfen, der sich mit heiligem Wasser füllte.

Am nächsten Morgen besuchte die Witwe wie gewohnt ihr Feld und war traurig, es derart zerstört zu sehen.

Durstig trank sie von dem klaren Wasser, das sich im Fußstapfen gesammelt hatte.

Nach einer Weile wurde sie schwanger und gebar einen Sohn, den sie Khatthana nannte. Auf diese Weise wurde der Bodhisattva wiedergeboren.

Er wuchs auf und spielte mit den Nachbarsjungen.

Mit der Zeit stellte sich heraus, dass er übermenschliche Kräfte hatte. So konnte er nicht nur Geister und Dämonen bekämpfen, sondern auch seine Mutter in eine junge Frau verwandeln. Sie heiratete den König und wurde eine große Königin.

Khatthana jedoch zog in die Welt und bestand viele Abenteuer auf seinem Weg zur Erleuchtung.

Jatakas (Geburtsgeschichten) sind moralisch lehrreiche Geschichten aus dem Leben des Buddha. Ursprünglich wurden mit diesem Begriff nur Geschichten aus dem Leben des historischen Buddha, Siddhartha Gautama, bezeichnet. Sie erzählten von seiner Wiedergeburt. Später wurden jedoch auch moralische Lehrgeschichten in den Kanon eingefügt, die sich auf frühere Existenzen und andere Daseinsformen des Buddha beziehen, wie diese Khatthana-Kumara- Jakata-Erzählung.

Die Wandmalereien zeigen zugleich, wie die Geschichten zu studieren sind und welchen großen Stellenwert das Lernen, Lehren und Studieren im Buddhismus hat.

Heute zieht vor allem ein Bild die Aufmerksamkeit der Besucher*innen des Wat Phumin auf sich. Es wird „Der Flüsterer“ genannt.

Welche Geschichte mag der Flüsterer wohl erzählen?

Frohe Feiertage wünsche ich Euch: Erzählt Euch schöne Geschichten!

Vgl. The Charming Murals at Wat Phumin, Nan. ISBN 978-616-335-338-2